denkpass@denkpass.de

Gregor Groß kam im Jahre des Herrn 1973 zur Welt, kurze Zeit nach dem Tode Bruce Lees. Ob es dabei wirklich zu einer Seelenwanderung kam, ist bis heute ungeklärt. Keine vierunddreißig Jahre später jedenfalls führte ihn sein Weg über einen asiatischen Zwischenstopp nach Brisbane, Australien, wo er Vertrauen in seine kreativen Problemlösungs-Fähigkeiten fasste. Seitdem interessiert sich Gregor für Kreativität (darüber bloggt er auf denkpass.de) und dafür, wie man Aufgaben richtig organisiert und delegiert, ohne die Kreativität seiner Mitarbeiter zu behindern. Über dies und ähnliche Themen bloggt er auf imgriff.com. Ansonsten versucht Gregor, tagsüber möglichst viel zu lächeln und dabei kompetent zu wirken, prokrastiniert am liebsten mit Baseballstatistiken und Tageszeitungen und bildet sich Gottweisswas auf seinen Risotto ein. Sonntagmorgens, wenn ihn seine Söhne um 5:32 Uhr unsanft wecken, wünscht er sich ein Zeitmanagement, das ihm Zeit zum Schlafen verschafft. Gregor liest viel und kann sich auch sehr viel Gelesenes merken, was seine Partygäste oft dazu verleitet, bei Parties gleich mit Kopfhörern zu erscheinen. Seine Bücher sind quer über alle Bereiche verteilt, wobei SciFi eine etwas größere Rolle spielt.

Die vierzig Tage des Musa Dagh - Franz Werfel

In The Epic of a Genocide schaut James Reidel vom New York Review of Books, wie Die vierzig Tage des Musa Dagh von Franz Werfel entstand. Darin geht es darum, wie in der Türkei vor genau 100 Jahren mehr als eine Million Armenier umkamen - und wie sich ein Teil der Armenier am Musa Dagh erfolgreich widersetzte.

 

Die Erzählung von Franz Werfel greift dann dem vor, was kurze Zeit später in Deutschland den Juden passierte. Ich habe das Buch dieses Jahr zum ersten Mal gelesen und war relativ begeistert. Außerdem haben wir ja gerade den 100. Jahrestag, also ist das alles sehr relevant gerade.

Ausstellung zu handschriftlichen Notizen in Büchern in New York!

Ich habe es hier vor kurzem selber geschrieben: Wir sollten mit Stift in der Hand lesen!

 

Dies sieht man auch in New York so, wo es derzeit eine Ausstellung zu handschriftlichen Notizen in Büchern gibt. Lesenswert!

Anathem - Neal Stephenson
"All of the questions that had been open when my head had hit the pillow were stll pending. But in the intervening hours, my brain had been changing to fit the new shape of my world. I guess that's why we can't do anything else when we're sleeping: it's when we work hardest. "
14: Roman by Echenoz, Jean (2014) Gebundene Ausgabe - Jean Echenoz
"An einem der folgenden Morgen, der sich von den übrigen gar nicht so unterschied, beschloss der Schnee zu fallen, und zwar zur selben Zeit wie die Granaten - wenn auch nicht in derselben Dichte: an diesem Morgen etwas weniger zahlreich als sonst, erst drei bisher - während Padioleau beschloss zu jammern."
14: Roman by Echenoz, Jean (2014) Gebundene Ausgabe - Jean Echenoz
"Dann schrie man ihnen zu, sie sollten vorrücken, und mehr oder weniger von den anderen geschoben, fand er sich jäh, ohne recht zu wissen, was tun, mitten auf dem Schlachtfeld wieder, das so real war wie nur möglich. Erst wechselte er noch Blicke mit Bossis, hinter ihnen rückte Arcenel einen Riemen zurecht, und Padioleau schnäuzte sich in ein Taschentuch, das nicht so weiß war wie er selbst. Danach mussten sie wohl oder übel im Laufschritt weiter, während im Hintergrund, in ihrem Rücken, eine zwanzigköpfige Gruppe von Männern erschien und sich in aller Seelenruhe, offenbar ohne jede Furcht vor Geschossen, im Halbkreis aufstellte. Das waren die Regimentsmusikanten, deren Dirigent die Marsellaise anstimmen ließ, indem er den erhobenen Stab senkte, in der Absicht, damit kühn den Angriff zu begleiten. Von seiner Verteidigungsstellung aus, gut getarnt in einem Wäldchen, hinderte der Feind die Truppe zunächst am Vorrücken, doch da die Artillerie von hinten versuchte, ihn zu schwächen, begannen sie die Attacke, krummrückig laufend, ungeschickt unterm Gewicht des Materials, jeder hinter seinem Bajonett her, das vor ihm die eiskalte Luft zerteilte."
Die Göttin der kleinen Siege - Yannick Grannec
"Die Ehre verachten nur diejenigen, die sie haben."
Die Göttin der kleinen Siege - Yannick Grannec
"Der technische Fortschritt ist wie ein Beil, das man einem Psychopathen in die Hände gegeben hat."
Die Göttin der kleinen Siege - Yannick Grannec
"Damals hörte man höchstens in Tänzerinnenkreisen das Gebet: "Maria, hilf, du, die du es bekommen hast, ohne es zu machen, mach, dass ich es machen kann, ohne es zu bekommen!""
"Sich verlieben heißt eine Religion schaffen, deren Gott fehlbar ist.

Jorge Luis Borges, Neun danteske Essays"
Altai: A Novel - Wu Ming, Shaun Whiteside
"A massacre calls for revenge. Murder cries out for murder. Man washes out with innocent blood the blood the guilty shed, until a horrendous stain spreads over the earth. "

Perfect is the enemy of...

Das hier habe ich im New Yorker gefunden, in einem Artikelchen von Rebecca Solnit:

 

[..] the perfect is not only the enemy of the good; it's also the enemy of the realistic, the possible, and the fun.

100 SciFi Bücher in 2 Jahren

Tiago Forte hat einen coolen Blogpost über SciFi geschrieben. Er hat in den letzten zwei Jahren 100 SciFi-Books gelesen und sich dabei hauptsächlich an dieser SciFi Top 100 orientiert (die ich im übrigen völlig anders sortiert hätte).

 

100 Bücher in zwei Jahren heisst dann erstmal 1 Buch pro Woche ungefähr. Das Lesetempo ist soweit hoch, aber schaffbar. Allerdings halte ich es so, dass ich niemals zwei SciFi-Bücher hintereinander lese - aus Angst, diese beiden Bücher rückblickend miteinander zu vermengen. Von daher alterniere ich immer möglichst verschiedene Genres, Sprachen, Zeiten, Erzählformen etc.

 

Insgesamt hat Forte das aber gemacht, um sich von SciFi inspirieren zu lassen: cool! Und ihm sind dabei ein paar Gesetzmäßigkeiten aufgefallen:

  1. Um die Menschheit retten zu können, müssen wir sie erstmal verlieren (falls wir das All besiedeln, werden wir uns auseinanderentwickeln in Sprache, Kultur und sogar Physiognomie, um dann wahrscheinlich gegeneinander Krieg zu führen)
  2. Zeit wird unser größtes Problem (aufgrund der riesigen Entfernungen werden Siedler oder Waffen teilweise irgendwo eintreffen, nachdem dort alles erledigt ist / Handel wird eigentlich nur mit Rohstoffen funktionieren etc.)
  3. Die Zukunft wird verrückt (wir entwickeln uns, zumindest bei Rechenleistung, exponential mit weitreichenden Folgen für Gesellschaft, Kultur, intermenschliche Beziehungen etc.)

 

Schöner Artikel von einem Leser, der es mit SciFi ernst meint.

Die Entdeckung des Himmels - Harry Mulisch, Martina den Hertog-Vogt
"In der Politik sitzt dein potenzieller Todfeind immer in der ersten Reihe des Auditoriums. Darum muss ich jedem misstrauen, und meinen Freunden zuallererst, und das heißt, dass ich selbst ununterbrochen verachten muss."
Die Entdeckung des Himmels - Harry Mulisch, Martina den Hertog-Vogt
"Woher rührte eigentlich diese Asymmetrie? [..] Warum war die Liebe der Eltern zu ihrem Kind selbstverständlich, und das Umgekehrte nicht? Warum mußte "Du sollst Vater und Mutter ehren" ein Gebot sein und "Ehrt euer Kind" nicht?"
"We wonder, – and some Hunter may express
Wonder like ours, when thro’ the wilderness
Where London stood, holding the Wolf in chace,
He meets some fragment huge, and stops to guess
What powerful but unrecorded race
Once dwelt in that annihilated place.

Horace Smith

"
Die Entdeckung des Himmels - Harry Mulisch, Martina den Hertog-Vogt
"Manchmal wurde es über einen Umweg sichtbar, wie früher der Schwarm Heringe, den die Nordseefischer durch den silbrigen Widerschein an den Wolken entdeckten."

Ich lese gerade

From the Fatherland, with Love
Ryu Murakami
Bereits gelesen: 61/668 pages
Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten. Tagebücher 1933-1945
Walter Nowojski, Victor Klemperer
Bereits gelesen: 300/1784 pages
Doughnut Economics
Kate Raworth
Bereits gelesen: 200/372 pages
Jüdische Religion
Günter Stemberger
Bereits gelesen: 39/119 pages
Echolot: fuga furiosa : ein kollektives Tagebuch, Winter 1945
Walter Kempowski
Bereits gelesen: 1880/3200 pages
Hieronymus Bosch
David Dabricant, Larry Silver
Bereits gelesen: 245/424 pages