Unendlicher Spaß in Lego
Ein 11jähriger hat sich hingesetzt und Buchszenen aus Unendlicher Spaß von David Foster Wallace in Lego nachgestellt. Genau.
Ich habe in meinem Leser-Leben schon einige schwer zu verdauende Bücher gelesen. Aus der letzten Zeit fällt mir dabei insbesondere Der Tunnel von William H. Gass ein. Aber man muss ja unterscheiden: es gibt schwer zu lesende Bücher, weil die einfach schlecht sind und man sich beim Lesen fragt, was soll der Mist? Dann gibt es Bücher wie Der Tunnel und Unendlicher Spaß, die sehr gut sind - nur das Lesen ist eine Mühe. Ulysses soll dazu gehören, und auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Proust wohl auch. Das Lesen fällt schwer, aber es lohnt sich, hartnäckig dran zu bleiben.
Allerdings gibt's da bei Unendlicher Spaß ein weiteres Problem: das wurde extra mühselig lesbar entworfen! Das Argument geht in etwa so: David Foster Wallace' Nachricht an uns Leser ist, dass wir und unsere Zivilisation drauf und dran sind, uns zu Tode zu amüsieren, und zwar durch ständigen Dauerkonsum. Wir zielen auf unendliche Bespaßung. Das ist es, was DFW zeigen will, und damit wir als Leser das auch in unserer direkten, realen Wahrnehmung erfahren, hat er sein Buch gerade so entworfen, dass es nicht leicht zu konsumieren ist: voller Fussnoten (am Ende des Buches, weswegen es mit zwei Lesebändchen daher kommt), die teilweise 20 Seiten lang sind und Dich als Leser völlig aus der Haupt-Geschichte lösen, mit Verwendung von unglaublich vielen, völlig unbekannten Fremdwörtern bis hin zu welchen, die sich DFW extra ausdenkt, und mit einer teilweise extremen Erzähldichte, die in vielen Szenen anstrengend ist, und trotzdem süchtig macht.
Denn Sucht ist das andere Thema: wir konsumieren dauernd, weil wir nach Konsum süchtig sind.
Was ich sagen will, ist folgendes: Unendlicher Spaß ist ein unglaubliches Buch. Wahrscheinlich das beste Buch aller Zeiten. Aber auf jeden Fall völlig schwer zu verdauen, nicht leicht zu lesen, und voller Ideen und Anspielungen, für die man selber fast Literatur und Zeitgeschichte und Suchtverhalten studiert haben sollte.
Umso erstaunlicher, dass ein 11jähriger sich mit sowas beschäftigt.