25 Jahre: Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Beijing Coma by Jian, Ma (2009) - Ma Jian

Für mich war es eins der umwerfendsten Bücher meines Lebens: Beijing Coma von Ma Jian. Erzählt wird die Geschichte des Studenten Dai Wei, der auf dem Platz des Himmlischen Friedens war - und dort seine Freundin aus den Augen verlor und selber einen Kopfschuss einfing, der ihn ins Koma stiess. 

 

Und so liegt er nun im Wachkoma und durchläuft in Gedanken die Geschichte seines Lebens, angefangen bei der Vorgeschichte seiner Familie bis zu seiner Geburt, seinem Aufwachsen in einem Vorort von Beijing, seinen ersten Erfahrungen mit Frauen und schliesslich seinem Studium. Zwischen geschoben sind Ereignisse, die sich an seinem Krankenbett abspielen - er liegt ja im Wachkoma, kriegt also alles mit, ist aber nicht ansprechbar: gefangen in seinem eigenen Kopf schaut er zu, was um ihn herum passiert. Wie gelogen wird, wie geliebte Menschen an sein Bett kommen und sich von ihm verabschieden und mehr. 20 Jahre liegt er im Wachkoma, und kommt in seinen Erinnerungen immer näher an die Studentenrevolte auf dem Platz des Himmlischen Friedens heran, an das, was dort geschah: wie sich Studenten einfanden, ein wenig mehr Rechte forderten, sich organisierten und das als großen Spaß ansahen - und wie der Staat zurückschlug, weil er nicht wusste, was er sons machen sollte: tödlich, mit Panzern, deren Ketten über Köpfe rollen.

 

Als Dai Wei klar wird, was in der letzten Nacht geschah und was aus seiner Freundin wurde, erwacht er aus dem Koma - und findet auf dieser Welt keinen Grund mehr, zu leben.

 

Heute jährt sich diese Nacht zum 25. Mal. In China wird das totgeschwiegen. Wir hier müssen es aber in Erinnerung behalten, in der Hoffnung, dass die Chinesen das mal wissen wollen, was da lief. 

 

Und jeder von uns sollte das Buch lesen, das uns diese Geschichte erzählt: