Unendlicher Spaß ist kein leichter Lese-Konsum

Unendlicher Spaß (limitierte Sonderausgabe): Infinite Jest. Roman - David Foster Wallace The German Genius: Europe's Third Renaissance, the Second Scientific Revolution and the Twentieth Century by Watson, Peter ( 2011 ) - Peter Watson Der Superorganismus: Der Erfolg Von Ameisen, Bienen, Wespen Und Termiten - Kerstin Afflerbach, M.C. Nelson, Bert Hölldobler, Edward O. Wilson

Ich lese seit fast 6 Wochen Unendlicher Spaß von David Foster Wallace. Das ist wirklich ein außergewöhnliches Buch, aber es geht darum, dass unsere Gesellschaft sich zu Tode amüsiert (und konsumiert). Und genau deswegen hat der Autor das Buch so geschrieben, dass es nicht leicht zu konsumieren ist, z.B. durch:

  • endlose Sätze
  • ausgiebige Benutzung medizinischer und anderer Fachwörter, die man nachschlagen muß (Wallace sucht geradezu nach selten verwendeten Wörtern und erfindet manchmal welche, einfach nur, damit man die nachschlägt)
  • Anmerkungen (am Ende des Buches, ca. 140 Seiten mit mehr als 380 Anmerkungen), die oft ellenlang sind oder nichts sagen oder in eine andere Denkrichtung führen
  • Sätze mit Kontrabeobachtungen (Beispiel: es werden zwei Personen und ihr Gespräch beschrieben, und mittendrin tauchen Beschreibungen eines Tennismatches oder eines Kochgerichts auf, dass eine dritte, unbeteiligte Person gerade anderswo geniesst etc.)

 

Das finde ich bemerkenswert gut konstruiert und es liest sich trotzdem wunderbar. Es stört auch nicht den Lesefluß, es macht ihn einfach nur anstrengender. Und das ist nicht direkt ein Problem, aber es hat einen bemerkenswerten Effekt auf mich:

 

Seit einiger Zeit lese ich kaum noch Sachbücher, weil mir das zu anstrengend ist. Bei Unendlicher Spaß ist es nun so, dass ich das Buch tagsüber lese, soviel ich kann (beim Gehen, Straßenbahnfahren, Essen und auch noch kurz zu Hause vor dem Abendbrot usw.), sobald ich aber abends meine eigentliche, freie Lesezeit vor mir habe, bin ich einfach zu voll mit Infos das bisherigen Lesekonsums an diesem Tag, um weiter Unendlicher Spaß zu lesen. Und dabei spielt es keine Rolle, wie spannend oder nicht es gerade ist - ich habe einfach keine Lust mehr, just in dem Moment, wenn ich viel Zeit habe.

 

Und was mache ich dann? Ich lese auf einmal abends Sachbücher, die mir bisher zu langweilig / anstrengend waren, um sie abends zum Abschalten zu lesen. Zur Zeit gerade The German Genius von Peter Watson und Superorganismus über das Sozialleben von Ameisen. Auf einmal ist das entspannend, was vorher anstrengend war.

 

David Foster Wallace hat somit erreicht, was er vorhatte: das Buch über den ständigen Konsum ist nicht leicht zu konsumieren.