On- und offline lesen: Selbstbeobachtung

Unendlicher Spaß (limitierte Sonderausgabe): Infinite Jest. Roman - David Foster Wallace Die Saat  - Guillermo del Toro, Chuck Hogan, Jürgen Bürger, Kathrin Bielfeldt

Mir ist aufgefallen, dass ich auf Papier oder elektronisch stark unterschiedlich lese.

 

Wenn ich ein Buch lese (aus Papier, derzeit gerade Unendlicher Spaß von David Foster Wallace), dann bin ich fast obsessiv damit beschäftigt, das Buch vollständig zu lesen. Ich lese jedes einzelne Wort, egal wie lange das dauert. Wenn ich mal über die Seite husche, wandert mein Blick zurück. Ich kenne bei Papierbüchern keine Ungeduld.

 

Bei Papierzeitungen (ich las bis vor kurzem die Financial Times London im Abo) ist das schon etwas anders. Manchmal springe ich zum nächsten Absatz, falls mich was langweilt, oder ich wende eine Schnell-Lese-Technik an und lese nur noch den jeweils ersten Satz eines Absatzes. Das passiert aber nur sehr selten, normalerweise lese ich die Artikel, die mir gefallen, auch voll durch.

 

Bei Papierzeitschriften (wie z.B. c't oder Harvard Business Review) lese ich vorausschauend - ich gucke, wie lange der Artikel noch geht und teile mir die Zeit ein. Seltsamerweise schaffe ich zwar locker Bücher mit tausenden von Seiten, bei Artikeln über mehr als drei Seiten bin ich aber von vornherein ungeduldig - und arbeite mit Speedreading-Techniken.

 

Wenn ich ein eBook lese (derzeit: Die Saat von Guillermo del Toro), so eigentlich auch vollständig - ich bin aber viel ungeduldiger und blättere manchmal hin und her. Aber eigentlich lese ich auch jedes Wort - nur bin ich weniger stark motiviert als beim Buchlesen in Papierform. Meine Papierbücher schleppe ich immer mit mir rum und lese überall: Bahn, Spaziergang, Essen, Warteraum etc. Meine eBooks habe ich immer auf dem iPhone dabei - lese aber fast nie, weil ich irgendwie nie dazu komme (außer auf Toilette, wo ein iPhone unauffälliger mitzubringen ist als ein dicker Papierwälzer).

 

Wenn ich online Artikel lese (z.B. auf SPON, N-TV, ESPN, Kicker oder Zeit.de), dann bin ich extrem ungeduldig. Eigentlich nie lese ich was vollständig, sondern hopse mit meinem Blick über die Sätze, Zeilen und Absätze. Ich sitze vor dem Rechner und zapple mit meinen Beinen. Hauptsache, ich komme schnell durch. Manchmal höre ich auch vor dem Ende auf mit dem Lesen, was mir bei Papierbüchern extrem schwer fällt.

 

Kurz gesagt: lese ich auf Papier, bin ich geduldig. So wie es sein sollte. Lese ich elektronisch, bin ich ungeduldig und in diesem 12-Sekunden-Knall-und-Puff-Modus. Wenn nicht 5x pro Minute was passiert, fange ich an, rumzuhopsen und zu brüllen. Ich glaube, das ist der Grund, warum ich eBooks nicht mag.