Brutale Frage vor dem Bücherschrank

Die Arena - Stephen King Outpost by Baker, Adam (2011) - Adam Baker

Heute fertig geworden mit Outpost von Adam Baker, einem wie bei Baker immer ziemlich zum Seitenwenden anregenden, kurzweiligen ... sagen wir ... Zombie-Buch, obwohl es das nicht ganz trifft. Ist irgendwie ein Zombie-Buch mit James Rollins/Michael Crichton-Ansätzen, aber deutlich düsterer als die beiden das jemals geschafft haben. War wirklich gut.

 

Trotzdem stand ich jetzt beinahe eine Stunde ratlos vor meinem Bücherschrank und wusste nicht, was ich als nächstes lesen wollte. Den nächsten Teil von Baker ("Terminus") wollte ich nicht, auch wenn die Teile bei Baker nur lose zusammen hängen - eigentlich nichts weiter sind als äußerst verschiedene Perspektiven auf dieselbe Apokalypse. Das hebe ich mir auf, weil es mehr als OK war. Ich will nicht, dass die Teile untereinander in meiner Erinnerung verwischen. Außerdem lese ich verschiedene Teile von irgendwelchen Serien nur hintereinander, wenn sie wirklich außergewöhnlich lesenswert sind. Tad Williams schafft das regelmässig bei mir.

 

Was also nun? Mir liegt immer viel am Genre-Sprung: auch das aus Angst, dass Bücher aus demselben Genre, die ich direkt nacheinander lese, untereinander verschmieren, wenn ich auf die Geschichten in meinem Kopf (und ihre Wirkung auf mich) zurück blicke. Also kein Zombie, also ginge erstmal SciFi. Das läuft bei mir immer gut, aber leider auch so gut, dass ich Angst habe, die meisten richtig guten Bücher bald hinter mir zu haben (es gibt viele, aber nicht unendlich viele richtig gute).

 

Trotzdem lag Human Division von John Scalzi schon in meiner Hand, ging dann aber wieder zurück in den Schrank. Dann fing ich an zu überlegen. Meine verschiedenen Algorithmen für die Wahl des nächsten Buches fingen an, vor sich hin zu rattern:

 

  • das letzte Buch war in englisch, also jetzt deutsch
  • das letzte Buch war kurz, also jetzt meinetwegen länger
  • kann ich vielleicht irgendwie Platz schaffen im "Schrank der ungelesenen Bücher"?
  • gibt es Autoren, die gut sind, wo ich aber noch mehrere Bücher habe (und falls es mir gefällt, nicht gleich ein neues kaufe, weil ich Folge-Bücher schon im Schrank habe)

 

So hatte ich dann "Willkommen in Melville" von TC Boyle in der Auswahl. Oder "Union Atlantic" von Adam Haslett. Dann kurz ein Buch von Neal Stephenson (Anathema), und "Als ich im Sterben lag" von William Faulk. Kurzer Blick auf die 3-4 ungelesenen Bücher von Sjöwall/Wahlöo, die hier noch warten. Aus SciFi dann doch "Neverness" David Zindell und "Die fliegenden Städte" von James Blish sowie ziemlich lange "In die Dunkelheit" von Evan Currie. "Die Entdeckung des Himmels" von Harry Mulisch hatte schon fast gewonnen.

 

Letzten Endes fragte ich mich, wenn ich nur ein Buch noch lesen könnte, welches sollte es sein. Das liess alle genannten Bücher irgendwie ausscheiden, auch wenn ich mich partout nicht festlegen konnte, welches Buch das denn nun sein sollte. Jedenfalls waren alle vorherigen Gedankengänge genullt, ich konnte von vorne anfangen - und landete auf einmal bei Die Arena von Stephen King.

 

Das ist sicherlich nicht das letzte Buch, das ich lesen will. Das hatte damit irgendwie nichts zu tun. Aber ich musste mir diese schwerwiegende Frage stellen, um Platz zu schaffen, ein Vakuum in meinem Hirn, das mir erst die Freiheit gab, nach nunmehr 20 Jahren wieder einen King in die Hand zu nehmen.

 

Ich bin gespannt.